letzte Kommentare / Könnse den nicht mal vorbeischicken? Hier herrscht PROKRASTINATOR. Lakritze / LOL liuea


02
Juli

To Greece.

Griechenland empfing den Reisenden mit einer Vielzahl von Eindrücken. Zunächst der Schmutz, der Wahnsinn und die Weit- und Weltläufigkeit von Piräus. Brüllend laute Diskotheken, schwarzer Dieselqualm der Fähren, Meergeruch, Gluthitze. Ein kleines, sauberes, klimatisiertes Hotelzimmer, in dem Schlaf unmöglich war, weil draußen zehn unterschiedliche Musikrichtungen in Höchstlautstärke bollerten.

Mit der Fähre rückwärts raus aus dem Wahnsinn. Seeluft, Möwen, Wind, Zigaretten, Ankunft in Sifnos. Mit dem Taxi nach Faros - und bereits auf dem Weg dorthin beim ersten Anblick der Berge und des Meeres Glückstränen ob der Schönheit. Pool mit Meerblick, wenige Meter nur zu Hafen und Strand. Wein, Ouzo, köstliches Essen: Nach nur wenigen Tagen war man von allem erholt und geheilt.

Rückkehr zu den wichtigen Dingen. Grundbedürfnisse. Schlaf, Sex im Pool, Lesen auf dem Balkon, Speisen, Trinken, zur Ruhe kommen.

Nach einer Woche kompletter Wechsel: vom zweisamen Herumfaulen zur Vier-Männer-Segelcrew. Musste man sich neu kalibrieren: witzeln, quasseln, sich langsam in Fahrt brabbeln.

Danach eine Woche Segeln mit existenziellen Erfahrungen. Wenn du in eine Windstärke 7 mit Böen 8 hineingerätst und die Wellen von 0,2 auf 4 Meter sich hochschaukeln, dann gibt es kein Entkommen. Du kannst nicht anhalten, pausieren, aussteigen, rechts ranfahren. Du bist mittendrin. Der Steuermann hält das Boot hart im Wind, du reffst und spannst Vor- und Hauptschot im Wechsel, Kurzflauten wechseln sich mit Monsterböen ab, permanent wird an Seilen gezerrt und an der Winsch gekurbelt, während die Yacht bis zu 80 Grad Schräglage hat und unter Deck das Geschirr im Stauraum zu Scherben zerbricht. Es gibt kein "Ich kann nicht mehr" oder "Ich will nicht mehr", du musst DURCH und WEITER und das sind die Erlebnisse, die einen zusammenschweißen, weil Verpissen keine Option ist. Die gute Nachricht: Für Seekrankheit ist gar keine Zeit, weil es um das gemeinsame Überleben geht.

Dann später, im rettenden Hafen, das allgemeine "Boah, noch mal gut gegangen". Mehr Bier, mehr Ouzo, mehr Saganaki Cheese und Greek Salad. Du sitzt komplett erschossen um 23:30 beim Abendessen, futterst vor lauter Hunger und Erschöpfung mit zwei Gabeln gleichzeitig, während alles um dich herum schwankt, weil du seit Tagen Wellen- und Seegang ohne Pause hast. Und es ist auf eine Art auch sehr, sehr geil so.

Zwischendurch Schlendrian, Badebucht, ins offene Meer hüpfen, leichter und salziger und schmutziger werden.

Das Sozialgefüge des Segelns: Alle helfen einander, nicht nur innerhalb der Yacht-Sphäre - auch die Liegenachbarn im Hafen springen herbei, wenn du anlegst, weil sie wissen, dass jede Hand gebraucht wird. Kennenlernen, plaudern, erzählen.

Generell aber auch die griechische Relaxtheit. Nicht zu verwechseln mit Unverbindlichkeit oder Scheißegalität. Man kann sich aufeinander verlassen, aber man macht sich und dem anderen keinen Stress. Schon lange habe ich nicht mehr so ungestresste Menschen gesehen. Männer, die Zeit für ihre Kinder haben und sie mit Stolz und Würde durch die Gegend tragen. Frauen, die eine Grundschönheit abstrahlen, die nicht durch Make-up, Nuttenklamotten oder Doofheit erkauft wird. So ein Land wollte man aus Europa herauswerfen? Wirklich? Die Wiege der Demokratie und Menschlichkeit? Boah.

Ja, Reisen bildet. Versöhnt. Macht glücklich. Und rückt die Dinge wieder mal ins rechte Licht.

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